Forderungen

Die Kunstwerke für die Ausstellung „Hope in Darkness“ wurden von 35 jungen Frauen in Afghanistan geschaffen. Gemeinsam haben sie diesen Text erstellt, um die Welt auf ihre Situation und ihre Forderungen aufmerksam zu machen. Der Text wurde aus Dari ins Deutsche übersetzt.

Wir, eine Gruppe gebildeter junger Frauen, träumen wie alle Frauen in Afghanistan davon, Zugang zu unseren grundlegenden Menschenrechten zu erhalten. Wir träumen davon, unsere Elternhäuser verlassen zu können, zu studieren, zu arbeiten, wirtschaftlich unabhängig von Männern zu sein und am Prozess der Entwicklung unserer Gesellschaft mitzuwirken. Die vorgestellten Kunstwerke sind nur ein kleiner Ausschnitt aus einer größeren Gemeinschaft von Mädchen und Frauen, die davon träumen, ihre grundlegenden Menschenrechte zu verwirklichen. Wir bitten die internationale Gemeinschaft, Wissenschaftler*innen, Autor*innen, Künstler*innen, Politiker*innen, Wirtschaftswissenschaftler*innen, Psycholog*innen, Soziolog*innen, Historiker*innen, Regierungen, Nichtregierungsorganisationen, Menschenrechtsverteidigende und die Öffentlichkeit, uns nicht zu vergessen.

Wir sind durch Gesetze und unmenschliche Praktiken gegen Frauen unterdrückt. Wir fordern die Befreiung aus der Dunkelheit!

Als junge, gebildete Frauen bitten wir die internationale Gemeinschaft, Regierungsstellen und Nichtregierungsorganisationen, Frauen und Mädchen in Afghanistan zu stärken. Mehr als je zuvor brauchen wir jetzt Ihre Unterstützung.

Wir fordern die Medien auf, sich für die Mädchen und Frauen Afghanistans einzusetzen, indem sie durch Dokumentationen, Berichte und Live-Sendungen afghanische Frauen und Mädchen repräsentieren.

Wir fordern nicht viel, aber etwas, das uns bei der Bewältigung der gegenwärtigen Herausforderungen hilft, damit unsere Widerstandsfähigkeit gestärkt und sichtbar wird.

Wirtschaftliche Unabhängigkeit fördern

Die internationale Gemeinschaft und die Regierungen sollten die Frauen in Afghanistan bei einkommensschaffenden Maßnahmen unterstützen. In einer männerdominierten Gesellschaft, insbesondere unter der Führung der Extremisten, sollten wir unsere wirtschaftlichen Möglichkeiten durch Beschäftigung, Unternehmertum und andere einkommensschaffende Initiativen gestalten. Nichtregierungsorganisationen könnten Projekte initiieren, den Frauen bei Investitionen helfen und die Beschäftigung von Frauen fördern.

Unterstützung für unsere Kunst

Wir denken auch, dass Ausbildungsprogramme, einschließlich der künstlerischen Ausbildung, Mädchen und Frauen helfen würden. Anschließend arbeiten Frauen besser organisiert unter einem Dach. Wir wollen dazu beitragen, dass die Kunst in den Frauen lebt. Wir hoffen, dass die internationale Gemeinschaft und Nichtregierungsorganisationen uns dabei helfen werden, unsere Kunstwerke im Ausland zu zeigen.

Wir fordern die internationale Gemeinschaft, die Medien und die Kunstszene auf, afghanischen Künstlerinnen durch Talentwettbewerbe, Ausstellungen und/oder Medienwettbewerbe zu unterstützen. Auf diese Weise werden nicht nur unsere Träume wahr, es hilft uns die Hoffnung nicht zu verlieren.

Bildung ermöglichen

Wir bitten die internationale Gemeinschaft und die Bildungseinrichtungen, insbesondere im Bereich der Kunst, die Mädchen und Frauen aus Afghanistan mit Studienplätzen zu unterstützen, damit sie ihre Ausbildung in der Kunst fortsetzen können. Durch eine solche Ausbildung werden wir auch Wege in die Freiheit und gewaltfreie Lebenserfahrungen finden können.

Wir fordern die internationale Gemeinschaft und Nichtregierungsorganisationen auf, afghanische Frauen und Mädchen bei der Fortsetzung ihrer Ausbildung zu unterstützen, indem sie ihnen Lernmaterialien zur Verfügung stellen.  Freier Zugang zu den Online-Bibliotheken anerkannter Universitäten, Online-Ausbildungsprogramme, Austauschprogramme und kostenfreie Ausbildungsmöglichkeiten sind die Bereiche, die uns helfen würden, in dieser chaotischen Situation zu überleben.

Kunst als Brücke

Wir betrachten die Kunst als eine Brücke zwischen den wirtschaftlichen Bedürfnissen und der politischen Beteiligung. Mit dieser Idee im Hinterkopf bitten wir die internationale Gemeinschaft, Regierungen und die Öffentlichkeit, sich für unsere Grundrechte einzusetzen. Wir hoffen, dass diese Ausstellung nicht unsere letzte ist. Wir hoffen, dass in naher Zukunft eine finanzielle Unterstützung für unsere Kunst möglich wird. Damit könnte die derzeitige Situation in Afghanistan leichter erträglich werden, denn diese ist absolut nicht frauenfreundlich, weder in der Bildung noch im Gesundheitswesen noch in den Medien noch auf dem Markt noch auf öffentlichen Plätzen und natürlich nicht in der Politik.

Außerdem betrachten wir die Kunst als eine Brücke zwischen den Gesellschaften, der Kultur und der Geschichte. In diesem Sinne bitten wir die Kunstszene dabei mitzuwirken, dass die Kunst Geschichte schreibt. Nicht immer sollte die Geschichte von Eroberungen, von Kühnheit und Überlegenheit geschrieben werden. Kunst sollte die Diversität der Geschichte mitschreiben und zeigen, dass Kunst die Politik gegenüber Frauen ändern kann. Wir glauben fest daran, dass das Empowerment von Frauen unter repressiven Regimen hierbei eine wichtige Rolle spielt.

Mit Frauenhass, Steinzeitideologien und einer männlich dominierten Gesellschaft kann sich unsere Gesellschaft nicht entwickeln. Wir fordern die internationale Gemeinschaft auf, die Stimme für die Frauen in Afghanistan zu sein und ihnen zu helfen, die verschlossenen Türen zu öffnen und heraus in die Öffentlichkeit zu treten.

In der Hoffnung, unsere Forderungen durchsetzen zu können und die internationale Gemeinschaft über unsere Forderungen sprechen zu hören, während unsere Kunstwerke ausgestellt werden, leisten wir Widerstand und überleben.

In Zeiten, in denen wir helfen können, können wir helfen!